Politische Forderungen des CSD Goslar 2023

1. Wir fordern eine inklusive und sensible medizinische Gesundheitsversorgung für ALLE!

Unsere Forderung zielt darauf ab, eine verbesserte medizinische Versorgung für vulnerable Gruppen innerhalb der queeren Gemeinschaft sicherzustellen. Insbesondere Trans* und nichtbinäre Menschen haben oft mit besonderen Herausforderungen und Diskriminierung in der Gesundheitsversorgung zu kämpfen. Es ist von größter Bedeutung, diese Ungleichheiten anzuerkennen und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um eine inklusive und sensible medizinische Versorgung für alle zu gewährleisten.

1.1 Zugang zu geschlechtsaffirmativen Behandlungen: Wir fordern eine inklusive und sensible medizinische Gesundheitsversorgung für ALLE!

Eine der größten Herausforderungen für Trans* und nichtbinäre Personen ist der Zugang zu geschlechtsaffirmativen Behandlungen wie Hormontherapien oder geschlechtsangleichenden Operationen. In ländlichen Regionen wie Goslar stehen oft nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung, was zu langen Wartezeiten, weiten Wegen und erschwerten Bedingungen führen kann. Wir fordern daher eine bedarfsgerechte Erweiterung, Neuschaffung und Stärkung von Behandlungszentren und Ärzt*innen, die Trans* und nichtbinäre Personen eine kompetente Versorgung bieten können.

1.2 Sensibilisierung des medizinischen Personals

Oftmals fehlt es medizinischem Personal an ausreichender Sensibilisierung und Fortbildung im Umgang mit den spezifischen Anliegen von Trans* und nichtbinären Personen. Ein respektvoller und einfühlsamer Umgang ist jedoch essenziell, um das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen und eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Wir fordern daher verpflichtende Schulungen für das medizinische Personal, um deren Verständnis für die geschlechtliche Vielfalt zu stärken und Diskriminierung entgegenzuwirken.

1.3 Unterstützung bei sozialen und psychischen Herausforderungen

Trans* und nichtbinäre Personen stehen oft vor sozialen und psychischen Herausforderungen, die sich auf ihre Gesundheit auswirken können. Diskriminierung, Vorurteile und soziale Isolation sind nur einige der Hindernisse, mit denen sie konfrontiert werden. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die medizinische Versorgung auch psychosoziale Unterstützung anbietet und Trans* und Nichtbinäre-Personen in schwierigen Lebenssituationen begleitet.

1.4 Forschung und Datenlage

Die medizinische Versorgung von Trans* und nichtbinären Personen kann nur verbessert werden, wenn ausreichend Forschung und Daten vorhanden sind, um die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen besser zu verstehen. Wir fordern daher eine verstärkte Forschung und Datenerhebung, um die Grundlage für eine bedarfsgerechte Versorgung zu schaffen.

2. Wir fordern eine Verbesserung der PrEP- und PEP-Versorgung, sowie einen Ausbau und eine stärkere Förderung der HIV- und STI-Testangebote!

Eine umfassende Gesundheitsversorgung für alle ist von essenzieller Bedeutung, da sie das körperliche und psychische Wohlbefinden der Menschen maßgeblich beeinflusst. Es geht hierbei nicht nur um das Wohlbefinden queerer Menschen, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Angebot, da ein Großteil der Infektionen auf die Heteronormative-Gesellschaft entfällt.

2.1 Ausbau der Testangebote zu HIV und STI

Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen nach sicheren sexuellen Kontakten ist hoch und beispielsweise die Aidshilfen in Niedersachsen erreichen regelmäßig Anfragen, wie und wo eine erschwingliche und umfängliche Testung auf HIV und die vielzähligen STI möglich ist. Das Ergebnis ist ernüchternd: die Aidshilfe bietet zwar kostenlose HIV- und Syphilis-Tests an, darüber hinaus müssen die Tests für weitere STI selbst beim Hausarzt bezahlt werden. Die Arbeit der Aidshilfen ist nicht zu unterschätzen, sie leisten derzeit einen essenziellen Beitrag zum Testangebot. Die Aidshilfen haben jedoch auch nur begrenzte finanzielle Ressourcen und Kapazitäten im Rahmen ihrer Arbeit.

2.1.1 Geografische Erweiterung der Testangebote für HIV und STI

Im ländlichen Raum sind oft nur begrenzte Testmöglichkeiten für HIV und STI vorhanden, was die regelmäßige Testung und frühzeitige Erkennung von Infektionen erschwert. Wir fordern daher eine gezielte Erweiterung der Testangebote z.B. in Form von mobilen Teststationen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Wohnort, Zugang zu einfachen, vertraulichen und niedrigschwelligen Testmöglichkeiten haben.

2.1.2 Kostenfreie oder kostengünstige Testmöglichkeiten

Die finanzielle Belastung kann ein Hindernis für den Zugang zu HIV- und STI-Tests sein. Um dieses Hindernis zu beseitigen, setzen wir uns für kostenfreie oder stark subventionierte Testmöglichkeiten ein. Die Kommune und die Landesregierung sollten finanzielle Mittel bereitstellen, um sicherzustellen, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich regelmäßig auf HIV und STI testen zu lassen, ohne dass dies seine finanzielle Situation belastet.

2.1.3 Sensibilisierung und Aufklärung

Eine umfassende Sensibilisierung und Aufklärung über HIV und STI ist von entscheidender Bedeutung, um Stigmatisierung abzubauen und das Bewusstsein für Prävention zu stärken. Wir fordern die Implementierung von gezielten Aufklärungskampagnen, die auf die Herausforderungen im ländlichen Raum zugeschnitten sind. Dabei sollten auch Informationen über die Verfügbarkeit von Testangeboten und die Wichtigkeit von regelmäßigen Tests vermittelt werden.

2.2 Verbesserung der PrEP- und PEP-Versorgung

Lange Zeit war HIV ein Todesurteil, heutzutage ist die Infektion gut behandelbar und Betroffene haben durchschnittlich hohe Lebenserwartungen. Eine Impfung oder Heilung gibt es dennoch bis heute nicht. ABER es gibt Medikamente, die eine Ansteckung mit dem HI-Virus verhindern können, genannt PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) und PEP (Post-Expositionsprophylaxe).
Bei der PrEP handelt es sich um ein Medikament, das durchgängig oder anlassbezogen vor einem Sexualkontakt eingenommen wird. Diese wird ausschließlich in HIV-Schwerpunktpraxen verschrieben. Von diesen gibt es 9 Stück in ganz Niedersachsen (dem 2. größten Bundesland mit den 4. meisten Einwohnern), wovon die meisten auch an ihren Kapazitätsgrenzen sind. Das RKI bestätigt die Wirksamkeit der PrEP zur Senkung der HIV-Inzidenz, jedoch wird hier vor allem die bedarfsgerechte Versorgungsstruktur und ein flächendeckender Zugang als Bedingung für einen mittel- und langfristigen Erfolg formuliert.
Die PEP wird nach einem Risikokontakt eingenommen und ist mit zunehmendem zeitlichem Abstand immer weniger wirksam, daher ist auch hier eine Flächendeckende Versorgungsstruktur von Bedeutung. In ganz Niedersachsen gibt es jedoch nur fünf PEP-Stellen.

2.2.1 Leichterer Zugang zu PrEP und PEP

Der Zugang zu PrEP und PEP sollte nicht von der geografischen Lage abhängen. Wir fordern eine flächendeckende Bereitstellung dieser Medikamente und der benötigten Strukturen, um sicherzustellen, dass alle Menschen leicht und unkompliziert Zugang zu PrEP und PEP haben. Dies umfasst auch die Schaffung von niedrigschwelligen Angeboten und Beratungsstellen, um den Menschen den Einstieg in diese Präventionsmaßnahmen zu erleichtern.

2.2.2 Finanzielle Unterstützung für bezahlbare PrEP und PEP

PrEP und PEP können oft kostenintensiv sein, was für einige Menschen eine finanzielle Belastung darstellen kann. Wir fordern eine finanzielle Unterstützung, um sicherzustellen, dass PrEP und PEP für alle Menschen erschwinglich und zugänglich sind. Eine gezielte Förderung kann dazu beitragen, die finanzielle Barriere zu überwinden und die Wirksamkeit dieser Präventionsmaßnahmen zu erhöhen.

2.2.3 Sensibilisierung und Aufklärung über PrEP und PEP

Eine umfassende Sensibilisierung und Aufklärung über PrEP und PEP sind von entscheidender Bedeutung, um das Bewusstsein für diese wichtigen Präventionsmaßnahmen zu stärken. Wir fordern die Implementierung von gezielten Aufklärungskampagnen, die über die Vorteile und den korrekten Gebrauch von PrEP und PEP informieren. Dadurch möchten wir Vorurteile abbauen und die Akzeptanz dieser Maßnahmen in der Gesellschaft fördern.
Die Umsetzung dieser Forderungen wäre ein bedeutender Schritt in Richtung einer verbesserten Gesundheitsversorgung für die Gesamtgesellschaft. Durch eine leicht zugängliche und erschwingliche Versorgung mit PrEP und PEP können wir das Risiko von HIV-Infektionen reduzieren und die Gesundheit aller Menschen schützen.

3. Geschlechtliche Vielfalt und sexuelle Gesundheit stärken durch eine Aufnahme im Lehrplan allgemeinbildender Schulen

3.1 Aufnahme queerer Themen in die Lehrpläne der Schulen

Die Diskriminierung queerer Menschen muss durch eine aktive Aufklärungs- und Bildungspolitik vorgebeugt werden. Viele Schüler*innen erfahren Diskriminierung und Mobbing aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität im Schulalltag. Wir fordern, dass die Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt fächerübergreifend und altersentsprechend in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen werden, um eine inklusive und vielfältige Bildung zu fördern. Durch die Aufnahme queerer Themen in die Lehrpläne, können Schüler*innen lernen, Vorurteile abzubauen und respektvolle Haltungen zu entwickeln. Zudem kann das Verständnis für die eigene Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung gefördert werden. Alle Schüler*innen sollten in einer Umgebung aufwachsen können, in der sie sich akzeptiert und sicher fühlen.

3.2. Verankerung queerer Themen in Aus- und Fortbildungsrichtlinien pädagogischer Berufe

Lehrkräfte sollten in der Lage sein, queere Themen zu unterrichten und Schüler*innen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Identitäten zu erkunden und zu akzeptieren. Dafür muss queere Bildung in den pädagogischen Aus- und Fortbildungsrichtlinien verankert werden

4. Implementierung eines Pflichtmoduls zur sexuellen und geschlechtlichen Gesundheit und Vielfalt queerer Menschen in medizinischen und sozialen Ausbildungen

4.1 Implementierung eines Pflichtmoduls in medizinischen Berufen

Vorurteile, Diskriminierung und insbesondere fehlendes Wissen zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Gesundheitswesen kann, wie bereits in Punkt 1.2 erwähnt, zu einer schlechteren Gesundheitsversorgung führen. Medizinisches Personal sollte lernen, wie sie queere Patient*innen auf eine respektvolle und kompetente Weise behandeln können. Dazu gehört nicht nur die Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt und der sexuellen Orientierung von Patient*innen, sondern auch die fachliche Expertise zu diversen Körpern. Medizinisches Personal sollte in der Lage sein, queere Patient*innen angemessen zu beraten und zu behandeln, ohne ihnen mit Vorurteilen, Diskriminierung oder Unwissen zu begegnen. Wir fordern daher die Aufnahme von queeren

4.2 Implementierung eines Pflichtmoduls in sozialen Berufen

Nicht nur Medizinisches Personal begegnet in ihrer beruflichen Praxis verschiedenen Menschen, auch in sozialen Berufen kommen Menschen mit Personen unterschiedlicher geschlechtlicher Identitäten und sexuellen Orientierungen in Kontakt. Vor allem im Beruflichen sozialen Kontext sollte ein Respektvoller und wertschätzender Umgang selbstverständlich sein. Dies setzt Wissen bei den Menschen in sozialen Berufen über geschlechtliche Vielfalt und sexuelle Orientierungen voraus, daher ist es von besonderer Bedeutung, dass diese Inhalte bereits in Ausbildung und Studium fester Bestandteil im Lehrplan sind.

5. Lasst uns gemeinsam füreinander einstehen

Lasst uns diese politischen Forderungen mit Entschlossenheit und Einigkeit unterstützen und eine Gesellschaft gestalten, in der Vielfalt und Respekt unsere Leitprinzipien sind! Zusammen schaffen wir Veränderungen und kämpfen für eine Welt, in der jeder Mensch gleichwertig ist und dessen Stimme gehört wird!
Tretet ein in die Zukunft des CSDs Goslar und lasst uns gemeinsam für eine Welt eintreten, in der Liebe, Akzeptanz und Gleichberechtigung die Grundlage für ein erfülltes Leben für alle bilden. Lasst uns vorangehen, denn nur gemeinsam können wir wahre Veränderungen bewirken!

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